FINSOZ sieht Digitalpotenzial in der Debatte um Pflege-Personalbemessung und 5-Punkte-Programm "Mehr PflegeKRAFT 2.0"
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Digitalverband FINSOZ regt Berücksichtigung des Digitalisierungsgrades von Einrichtungen bei der bedarfsgerechten Personalbemessung und -ausstattung an.
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Er fordert, das konkrete Entlastungspotenzial in der Pflege durch unterstützende Technologien bei direkten und indirekten Pflegetätigkeiten zu identifizieren.
FINSOZ, der Digitalverband in der Sozialwirtschaft und -verwaltung, begrüßt die Debatten um bedarfsgerechte Personalbemessung und verbesserte Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte – und bringt sich mit technologischen Lösungsansätzen konstruktiv in die Diskussion ein.
FINSOZ vertritt in Übereinstimmung mit dem im Mai 2020 veröffentlichten Positionspapier „Mehr PflegeKRAFT 2.0“ des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, die Auffassung, dass die Pflege zu den systemrelevanten Berufen im Gesundheitswesen Deutschlands zählt – und eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren muss. Auch unterstreicht der Verband die Forderung des Staatssekretärs, „die Möglichkeiten der Digitalisierung […] endlich auch in der Pflege nutzbar“ zu machen.
FINSOZ regt dazu an, genau diese Potenziale näher zu untersuchen und aufzuzeigen, inwieweit Digital-Technologien wie mobile oder sprachgesteuerte Dokumentationssoftware oder sensorgestützte Assistenzsysteme in unterschiedlichen Pflegesettings eingesetzt werden können oder bereits eingesetzt werden. „Wir brauchen nicht nur kurzfristig angelegte Modellprojekte mit hochkomplexen Technologien, sondern vor allem verlässliche Aussagen darüber, welche konkreten Potenziale in den unterschiedlichen Digitalisierungstechnologien stecken, und unter welchen Bedingungen diese die Effizienz bei direkten und indirekten Pflegetätigkeiten steigern helfen“, sagt FINSOZ-Vorstand Prof. Helmut Kreidenweis. Studien zu diesem Aufgabenfeld liegen im Markt aktuell nicht vor. „Wir benötigen dringend eine Forschung, die systematisch aufzeigt, mit welchen Technologien unter welchen Voraussetzungen die Pflege wirksam entlastet werden kann“, so Kreidenweis weiter „um dann auch die Finanzierung dieser Technik analog zu den Personalschlüsseln in den Leistungsvereinbarungen verbindlich zu regeln.“ Im Entwurfsvorschlag für ein neues Personalbemessungs-Modell der Universität Bremen unter Leitung von Prof. Dr. Rothgang fanden diese Ansätze bislang keine Berücksichtigung.
Um die Potenziale moderner Digital-Technologien zur Effizienzsteigerung in der Pflege und zur Optimierung des Qualitäts-Managements zu nutzen, sollte der Fokus solcher Forschung auf bereits existierenden und praxisbewährten Lösungen liegen – und nicht auf futuristischen Einsatzszenarien von humanoiden Robotern, die der Pflege möglicherweise erst in fünf bis zehn Jahren zur Verfügung stünden. Insbesondere gelte es zu untersuchen, welche Digitalisierungsgrade in den Pflegeeinrichtungen vorherrschten und wie sich diese auf die Personalsituation und auf die Qualität der Arbeit auswirkten.
FINSOZ als Fachverband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft und -verwaltung ist bereit, sich an solchen Forschungen maßgeblich zu beteiligen.
FINSOZ-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dietmar Wolff ergänzt: „In der Diskussion um die Personalbemessung gilt es neben der Forschung auch den Blick in die Realität zu richten: In den Einrichtungen selbst mangelt es nicht nur am Personal für die Pflege und Betreuung der Menschen. Auch die Strukturen und Prozesse sind nicht effizient. Wenn wir Entlastung in der Pflege wollen, dann können wir Personalbemessung nicht vom Verwaltungsaufwand und von Verordnungen her denken, sondern müssen die gesamte Wertschöpfungskette der operativen Leistungen von der Aufnahme über die Planung und Dokumentation bis zur Leistungsabrechnung in den Blick nehmen.“ Beispiele dafür sind aus FINSOZ-Sicht die noch immer weitgehend papiergestützten Prozesse der Medikation, das nach wie vor nicht papierbefreite DTA-Verfahren oder die zeitraubende und fehlerbehaftete manuelle Messung von Vitalwerten.
FINSOZ e. V. – Zukunft. Digital. Sozial. Gemeinsam für die Sozialwirtschaft.