Der Fachverband verfolgt das zentrale Ziel, den Nutzwert der IT in sozialen Organisationen zu steigern. Dies geschieht auf unterschiedlichen Ebenen mit folgenden Zielen und Aufgaben:
1. Impulsgeber für den digitalen Wandel und IT-Innovationen in der Branche
FINSOZ e.V. entwickelt und vermittelt wichtige Impulse, um den digitalen Wandel aktiv zu gestalten und IT-Innovationen voranzubringen. Nach unserer Überzeugung gelingt die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen am besten, wenn Anbieter und Nachfrager von Lösungen ebenso wie Wissenschaft und Beratung an einem Strang ziehen.
Beispiele für die Rolle von FINSOZ als Impulsgeber sind die Vorbereitung von IT-Lösungen und Organisationen auf die künftige Vermittlung sozialer Dienstleistungen über Plattformen oder die digitale Integration von Klienten und Angehörigen in Prozesse der Planung und Dokumentation.
Weitere Innovationsimpulse setzt FINSOZ durch die die Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitenden und deren Befähigung zur Entwicklung tragfähiger Digitalisierungsstrategien.
2. Verbesserung der Interoperabilität zwischen den IT-Herstellern innerhalb des Sozialbereichs und bei der intersektoralen Vernetzung
Zur Bearbeitung der vielfältigen Aufgaben sozialer Organisationen werden IT-Lösungen unterschiedlicher Hersteller benötigt. Um zeitaufwändige Mehrfacherfassungen und Fehlerkorrekturen zu vermeiden und einen effizienten Datenfluss zu ermöglichen, sind intelligente Schnittstellen zwischen diesen Systemen erforderlich. Dies gilt für den Informationsaustausch zwischen Leistungsträgern und Leistungserbringern, mit externen Kunden und Lieferanten, sowie mit anderen Akteuren wie dem Gesundheitssektor.
Bislang gibt es jedoch nur in einigen Bereichen individuell erstellte Schnittstellen für solche Transaktionen, branchenweite Standards existieren kaum. Verschärft wird die Thematik in Zukunft dadurch, dass weitere digitale Systeme aus dem Internet der Dinge oder aus dem Bereich der Vermittlungsplattformen hinzukommen, die einen reibungslosen Datenaustausch in Echtzeit erfordern.
Mit seinen Initiativen zur Schaffung offener und standardisierter Schnittstellen zwischen verschiedenen Software-Systemen, zu Vermittlungsplattformen oder zu Assistenztechnologien will FINSOZ erreichen, dass Datenflüsse möglich sind, diese effizient gestaltet und damit alle Beteiligten von unnötiger Bürokratie entlastet werden. Damit können die eingesetzten Mittel für ihren eigentlichen Zweck, die Unterstützung von Menschen mit Hilfebedarfen, genutzt werden. Ebenso möchte FINSOZ erreichen, dass Anwender die Wahlfreiheit haben, die jeweils für sie besten Lösungen einsetzen zu können, ohne auf technologische Hindernisse aufgrund mangelnder Interoperabilität Rücksicht nehmen zu müssen.
3. Verbesserung der Software-Qualität, Usability, User Experience und Nutzerakzeptanz digitaler Systeme
Die Komplexität von digitalen Systemen für die Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung nimmt stetig zu. Damit wachsen Qualitätsrisiken, die den Wertschöpfungsbeitrag der IT nachhaltig beeinträchtigen können.
Ebenso wird die IT zunehmend mobil und in pädagogischen und pflegerischen Bereichen eingesetzt, immer stärker auch in der unmittelbaren Arbeit mit den Adressaten. Insbesondere in diesen Bereichen spielt die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle eine entscheidende Rolle. Die Akzeptanz durch die Anwender und damit das Nutzenpotenzial von digitalen Systemen wird entscheidend von deren Anwenderfreundlichkeit und einer positiven Benutzererfahrung beeinflusst. Weitere Einflussfaktoren für die Nutzerakzeptanz sind Mitsprache der Anwender bei der fachlichen Weiterentwicklung sowie professionelle Einführungs- und Trainingskonzepte.
FINSOZ will durch Forschung, Weiterbildung und Erfahrungsaustausch einen Beitrag zur Verbesserung der Software-Qualität, der Usability und der User-Experience digitaler Systeme leisten. Ziel ist es, die Akzeptanz und den Nutzwert digitaler Technologien zu steigern und eine menschengerechte Gestaltung von Arbeitsvollzügen und Hilfeprozessen in sozialen Organisationen zu fördern.
4. Vernetzung und Erfahrungsaustausch zwischen Mitgliedergruppen
Für IT-Verantwortliche, Digitalisierungsbeauftragte oder mit entsprechenden Fragen befasste Führungskräfte in sozialen Organisationen besteht nur in einzelnen Fach- und Wohlfahrtsverbänden die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Aktivitäten zu planen. FINSOZ bietet hier eine wichtige verbandsübergreifende Plattform zum Erfahrungsaustausch an.
Auch für die IT-Anbieter der Branche ist FINSOZ ein zentrales Forum, um gemeinsame Interessen zu vertreten. Dies wurde etwa bei der Einführung des Neuen Strukturmodells Pflegedokumentation deutlich, wo es den Anbietern unter dem Dach von FINSOZ gemeinsam mit anderen Akteuren gelang, eine einheitliche Marschroute für die Umsetzung zu definieren.
Ziel von FINSOZ e.V. ist es daher, eine Plattform für den Austausch, die Planung und Durchführung gemeinsamer Aktivitäten sowohl innerhalb der einzelnen Mitgliedergruppen als auch über sie hinweg zu schaffen.
5. Förderung der sozialinformatischen Forschung, Bildung und Ausbildung
Die Sozialinformatik ist noch eine junge Disziplin, bislang engagieren sich erst wenige Universitäten, Fachhochschulen und Institute in Forschung und Ausbildung.
Gleichzeitig durchdringen digitale Technologien immer stärker die sozialen Organisationen ebenso wie die Lebenswelt der Adressaten Sozialer Arbeit. Neben administrativen Prozessen werden zunehmend auch fachliche Kernaufgaben wie die Planung und Dokumentation von Hilfen mit IT-Werkzeugen gestaltet, Mobil-Apps, Assistenztechnologien oder Robotik durchdringen verschiedene Hilfeformen immer stärker.
Die empirische Forschung in der Sozialinformatik ist bislang eher schwach ausgeprägt, möglichen Geldgebern für Projekte fehlt vielfach ein Bewusstsein für die Potenziale der Anwendung digitaler Technologien im Kontext der Erbringung sozialer Dienstleistungen.
Ziel von FINSOZ e.V. ist es, sowohl grundlagenorientierte als auch anwendungsorientierte Forschung im Feld der Sozialinformatik anzustoßen und zu fördern. Dazu dienen Kontakte in die Politik, zu Stiftungen, Unternehmen und anderen potenziellen Institutionen der Forschungsförderung. Ebenso dient der Verband als Plattform für den Aufbau von Forschungskooperationen zwischen sozialen Organisationen, IT-Anbietern und Wissenschaft.
6. Förderung benachteiligter Menschen im Umgang mit Informationstechnologie
Unsere Lebenswelt wird immer mehr von Informationstechnologie durchdrungen. Alltägliche Vorgänge werden zunehmend automatisiert und digitalisiert, Kommunikation verlagert sich immer stärker auf Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine.
Diese neuen Formen der Interaktionen zwischen Bürger und Staat sowie zwischen Kunden und Unternehmen auf Basis elektronischer Medien können für Teile der Bevölkerung zu einer Form der Ausgrenzung und zu einer Quelle von Benachteiligung werden. Ältere oder benachteiligte Menschen können von neuen elektronischen Geschäftsprozessen überfordert sein oder ihnen fehlt der Online-Zugang als technische Voraussetzung.
Auch für die Teilhabe am Arbeitsleben sind Kenntnisse in der Anwendung von Informationssystemen wesentliche Voraussetzungen. Die Wissensintensität nahezu aller Berufe nimmt zu; fast immer sind Kenntnisse in der Informationsverarbeitung erforderlich. Dieser Entwicklung muss durch Qualifizierung auf der einen Seite und anwenderbezogene Optimierung der Informationssysteme auf der anderen Seite Rechnung getragen werden. Digitale Technologien bieten dadurch auch Chancen für Inklusion und Teilhabe. Sie können Behinderungen teilweise kompensieren oder Dienstleistungen individualisieren und damit eine wesentliche Unterstützung im Alltag liefern.
FINSOZ e.V. setzt sich dafür ein, dass die speziellen Anforderungen benachteiligter Menschen in der Entwicklung digitaler Technologien berücksichtigt werden und die Teilhabe dadurch gefördert wird.